Proteus

ProteusEine unbescholtene alleinerziehende Mutter liegt enthauptet neben einem Waldweg. Ihr Brustkorb wurde geöffnet und an
der Leiche finden sich weitere grausame Spuren, die auf einen Ritualmord hinweisen.

Nach dem Auffinden ähnlich zugerichteter Todesopfer steht fest, dass es sich um die Taten eines Serienmörders handelt, der es auf ein Katz- und Mausspiel mit der Polizei anlegt.

Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der Täter kennt scheinbar weder Skrupel noch Mitgefühl und hat sein nächstes Opfer bereits fest im Visier.


Proteus

Nach Christophorus und Zerberus der dritte Fall für Katie Münz.

1. Auflage Mai 2017
Erhältlich im Buchhandel
oder direkt beim Miko-Verlag
Preis: € 9,90

 

 

eine Leseprobe hier


Er war todmüde. Nachdem er die Wohnungstür aufgeschlossen und seine Tasche in die Ecke des Flurs gelegt hatte, ging er in die Küche und setzte sich an den Tisch. Er gähnte, doch dann glitt sein Blick zum Kühlschrank und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Gleich ...

Aber zuerst musste er noch einiges vorbereiten. Sein Herz schlug schneller, als er an das dachte, was er in wenigen Minuten tun würde. Er stand auf und ging hinüber in sein Wohnschlafzimmer. Dort lagen die Kleidungsstücke bereit. Er hatte sie am Morgen dorthin gelegt und sie hatten den ganzen Tag auf diesen wichtigen Moment gewartet. Er fühlte sich bei diesem Gedanken überhaupt nicht mehr erschöpft, sondern ihn erfasste eine Welle der Erregung, die ihm den Hals zuschnürte und ihm gleichzeitig eine Erektion bescherte.

Nachher, dachte er fahrig. Jetzt musste er sich auf etwas viel Wichtigeres konzentrieren. Fast andächtig zog er seine Jeans und sein T-Shirt aus und streifte das Hemd und die ebenfalls im Camouflage-Stil gefärbte Hose über. Nun noch die Stiefel, die Gesichtsmaske und die Kappe. Fertig.

mehr lesen ...



Er schluckte und atmete einmal tief aus, bevor er zurück in die Küche ging. Er öffnete den Kühlschrank und entnahm die Kühlbox, die er anschließend auf den Tisch stellte. Bevor er den Deckel hob, überlegte er, ob er wirklich an alles gedacht hatte. Stativ? Kamera? Ambiente? Es war so, wie es sein sollte. Der Chef würde zufrieden mit ihm sein. Er würde zufrieden mit ihm sein, auch wenn er in einer Sache versagt hatte. Das Blut stieg ihm in den Kopf, als er daran dachte. Er schämte sich dafür, aber es war ihm einfach unmöglich gewesen, es zu tun. Er würde den Chef um Verzeihung bitten und es beim nächsten Mal anders, besser machen. Ja, das würde er versprechen und der Chef würde ihm vergeben. Aber jetzt durfte er keinen Fehler mehr machen. Alles so, wie sie es besprochen hatten.

Er griff nach dem Deckel der Box und merkte, dass seine Hände zitterten. Schnell ließ er den Deckel wieder los und schüttelte die Finger aus, so, wie er es früher in der Schule getan hatte, wenn er viel schreiben musste. Das half immer. Vorsichtig hob er den Deckel ab, legte ihn auf den Tisch und steckte seine Hände in die Kühlbox hinein. Er ergriff den Kopf und zog ihn aus dem Behälter, wobei das Blut, das sich unter ihm gesammelt hatte und geronnen war, einen schmatzenden Laut erzeugte.

Doch das störte ihn nicht. Fast liebevoll betrachtete er den Kopf und trug ihn ins Wohnzimmer. In der rechten Ecke des Raumes hatte er aus Grasbüscheln, Moos, Ästen und kleinen Sträuchern den Waldboden nachgestellt. Auf diesem Schaubild platzierte er den Kopf so, dass er einen festen Stand hatte und gut zu sehen war. Dann trat er hinter sein Diorama und griff nach dem erst kürzlich erstandenen Universal-Infrarot-Fernauslöser. Er hob das rechte Bein und stellte seinen Fuß auf den Kopf. Anschließend schaute er in das Objektiv der Kamera, die vor ihm auf einem Stativ befestigt war, und lächelte hinter seiner Maske. Der Chef würde es sehen, denn das breite Lächeln erreichte auch seine Augen. Und so sollte es sein. Er hatte es geschafft. Hier war seine Trophäe und er durfte stolz auf sich sein. Immer noch lächelnd drückte er auf den Auslöser ...

 

Briefe direkt an die Autorin: beatrixlohmann[at]gmx(.)de.

 

top